Im Schatten Der BÜsche unvollendetes Theaterstück |
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Personen: Wolfgang Asche
Nach der Wende reist Wolfgang, der Westdeutsche Geschäftsmann im Auftrag seiner Firma an einen Ort im Osten Deutschlands. Sabine, seine sich neben ihm mehr und mehr als Staffage vorkommende Frau verlässt nur ungern ihre alte Heimat. In einer ihm zugeteilten Liegenschaft wohnen die übrigen Personen: Frau Endlich, eine der Vernichtung entkommene konvertierte Jüdin, die nun alles unternimmt, damit ihr nicht gekündigt wird, aus berechtigter Angst, dass sie dann in ein Altersheim und ihre Enkelin Gieselinde in eine Jugend-Anstalt kommt. Die aus dem Westen kommende, ältere Sabine und die unerfahrene jüngere Gieselinde verstehen sich unmittelbar gut. Gottlieb Todt will Gieselinde heiraten. Aber er verachtet alles Westliche, aus Bequemlichkeit und Furcht, seine Macht als staatlicher Hausverwalter zu verlieren. Der im dunklen Keller wohnende Herr Strohwitwer versucht, die kleine Gieselinde mit Süssigkeiten zu sich zu locken und zu betatschen. Es ist der ehemalige Hausbesitzer und Faschist vor der Enteignung durch den ostdeutschen Staat, von welcher Gottlieb ebenso wie auch vom Dritten Reich profitiert hat. In einer anderen Variante ist Gottlieb Weihrauch Gieselindes nach Westdeutschland geflüchteter Vater, der die Urne mir der Asche ihrer Mutter, der Tochter von Frau Endlich, bringt und der auch gleich wieder abreisen und sich im Gegensatz zu den zwei Frauen an nichts erinnern will.
Prolog Sabine Jetzt gilt es Abschied nehmen. Auf Wiedersehen sagen. 1.Szene Gieselinde Schimpfen Sie nicht, Herr Gottlieb, bitte! Frau Endlich kommt mit einer völlig verbrannten Torte Frau Endlich Die Herrentorte ist mir komplett verbrannt. Ich werde mich an den Gasherd nie gewöhnen. Wolfgang und Sabine treten auf Sabine Bezaubernd, wirklich wunderschön! Eine richtige Idylle!Wolfgang Ja, sehr schön, pass auf, der Müll. Sabine Das macht nichts. Bei uns ist alles so herausgeputzt, hier dagegen ist noch alles auf den Menschen zugeschnitten. Gottlieb Abfall, Schmutz und Dreck. Wolfgang Asche, Wolfgang. Meine Frau Sabine. Frau Endlich Elisabeth Endlich. Ich hoffe, Ihnen gefällt's bei uns. Und das ist Gieselinde, meine Enkelin. Gieselinde Willkommen! Sabine Ich bin begeistert, Frau Endlich. Der Garten, die Holunderbüsche, alles wie bei uns vor dreissig Jahren. Im Schatten der Büsche hatte ich die ersten Rendezvous. Frau Endlich Auch die Gieselinde spielt dort gern. Sabine Ist sie schon so alt? Frau Endlich Allein: natürlich. Oder mir Herrn Todt. Sabine Wie? Gottlieb Ein dummer Name. Ansonsten bin ich harmlos. Sabine Freut mich. (reicht ihm die Hand) Wolfgang Ich hoffe, wir werden alle gute Freunde werden. Schliesslich sind wir jetzt ein Volk. (lacht und geht) Frau Endlich Ich habe eine Torte gebacken, zur Begrüssung. Sabine So schwarz? Frau Endlich Eine Herrentorte. Da ist viel Schokolade drin. Zart- und edelbitter. Wolfgang Schade. Wir haben keine Zeit. Wir müssen gehen. Sabine Wohin? Wolfgang: Ansprachen., Liebling. Dein Seidenkleid. Und dann treffen wir die Tante von der Treuhand. - Wirklich sehr schön hier, wir bringen's schon auf Vordermann. Schatz - (reicht Sabine die Hand) Gottlieb Brauchen Sie vielleicht ein Taxi? Wolfgang Uns steht ein Wagen zu Verfügung. Das wäre nämlich unwirtschaftlich, immer mit dem Taxi hin- und herzufahren Er und Sabine gehen weg. Sabine stolpert, stürzt fast, Wolfgang fängt sie aber rechtzeitig auf. Beide ab Gottlieb Faules Pack! Warum steht uns kein Wagen zur Verfügung?! Frau Endlich Pst... Gottlieb Wie anmassend, wie arrogant er ist! Ohne jedes Einfühlungsvermögen! Und sie! Kaum hat sie uns begrüsst, schon denkt sie an ihre ersten Rendezvous. Frau Endlich Ist das so schlimm, Herr Todt? Wenn eine Frau älter wird... Gottlieb Aber sie gibt ihr Alter gar nicht zu! Sie macht auf jung! Mit allen Mitteln der Verstellung. Frau Endlich Pst! Pst! Gottlieb Und Sie, Frau Endlich, Sie machen Ihrer Rasse wirklich eine Ehre! Ein Glanzstück, mit der Herrentorte. Total verbrannt, gut höchstens für den Müll, präsentieren Sie sie trotzdem als Begrüssungskuchen. Frau Endlich Ich wollte ihnen eine Freude machen... Gottlieb Freude!...das Wort müssen wir für länger aus dem Wortschatz streichen. Was Sie da Freude nennen, das war nur eine Lüge, um sich bei ihnen einzuschmeicheln. Wie alt sind Sie, Frau Endlich, dass Sie noch immer schwindeln? Frau Endlich weint und wirft die verbrannte Torte auf den Müll
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