Der Blumengarten eine liebenswürdige Beinahetragödie in einem Akt |
|
Personen: 1 Sonnenblume In einem Akt.
Auch im Leben der Gesellschaft der Pflanzen und Tiere geht es darum zu lieben und geliebt zu werden und um die verschiedenen Mittel dies zu erreichen. Die zwei Rosen hegen innig tiefe und unschuldige Liebe füreinander. Jetzt aber bleibt die Biene, von der sie glauben, dass sie sie am liebsten hat, weg. Sie halten diesen ungewohnten und unangenehmen Zustand nur mit Mühe aus und denken sich vielerlei Erklärungen dafür. Aufgezwungene Sehnsucht. Die das ganze Stück alles verfolgende und etwas rechthaberisch kommentierende Sonnenblume ist eine Sonnenanbeterin. Ihre hingebungsvolle, geduldige religiöse Liebe hat aber auch eine machtbesessene, fanatische Seite: am Ende des Stückes besiegt sie durch ihre zielbewusste Standhaftigkeit die Sonne, in der Sonnenglut verdorrend. Die drei kleinen Blümchen sind schwach und ohne weiteres einer Raupe unterlegen. Sie haben vor ihr Angst, auch wenn sie gar nicht erscheint und versuchen, sich davon abzulenken. Doch lassen ihre Angst ihr ganzes Leben bestimmen, was sie dazu bringt, sich als ihren Schutzherrn das kleinere Übel, den Nachbarn Kaktus auszusuchen. Dieser gibt sich sehr hilfsbereit, ist mit seinen vielen Stacheln aber in Wahrheit nur gierig auf kleine Blättchen und Blüten, die er mit List und Erpressung zu bekommen sucht. Die Raupe ist ja seine Freundin. Die schon alte, aristokratische goldglänzende Fliege möchte sich gern bei einer freigebigen Blume zu Ruhe setzen. Die Rosen zu bedienen ist ihr jetzt zu mühsam. Sie hat ihr Leben lang gearbeitet, doch, wie soeben auch bei den Rosen, auf betrügerische Art, weshalb ihr nun keine sich anbietet. Doch da ist eine schöne Unbekannte, die fleischfressende Blume, die sie auf schönste Weise aufzunehmen verspricht und mir der sie schon bald grosse Freundschaft verbindet... Durch die von der Fliege heimlich gemachte Selbstbestäubung ist die Liebesbeziehung der Rosen auf die Probe gestellt, und es zeigt sich, dass ihre Liebe doch nicht so bedingungslos war, wie es schien. Aber auch nach abgetriebener Inzucht-Frucht warten sie vergeblich auf die Biene... Die drei Blümchen finden es bald doch noch besser, es im Bauch der weissen Raupe vielleicht sich gemütlich einzurichten zu können, als vom begehrlichen Kaktus zerstochen zu werden... Die letzte Regieanweisung gilt der Sonne: “Der ganze Garten wird sehr stark beleuchtet. Niemand bewegt sich. Dunkel.” Liebe oder auch nur Respekt zu erlangen scheint unmöglich und hat oft tödliche Folgen. Doch wer von den entsprechenden Figuren gibt wirklich und in genügendem Mass selber Respekt und Liebe? Nur die Sonne oder vielleicht die Biene. Die Bösewichte stehen dann wenigstens mehr oder weniger zu ihrer Schlechtigkeit und wollen gar nicht mehr. Das macht sie stärker, als die, die besser erscheinen wollen, als sie es sind.
Die Bühne stellt einen großen Garten dar. Ganz vorne stehen zwei Rosen. Die fleischfressende Blume blüht an der anderen Seitenrampe. In der Mitte der Bühne sitzt eine Gruppe von kleinen Blümchen (Gänseblümchen, Veilchen, Anemone) neben der Gruppe steht ein großer Kaktus. Im Hintergrund kann man sehr gut eine Sonnenblume betrachten. Der Vorhang geht auf. Der ganze Garten ist sehr hell beleuchtet. Das Licht wird langsam schwächer. Nur die Rosen bleiben im vollen Licht und die Sonnenblume wird die ganze Vorstellung durch schwach beleuchtet. Die fleischfressende Blume und die Gruppe mit dem Kaktus bleiben die erste Szene in Dunkelheit. 1.Rose Ach, die Liebe... |
|
||||||||||||||||||
© Copyright 2005 by Daniel Corti | Design by unterwww.ch |